Kirchenrenovierung Impressionen & Theologische Deutungen

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Theologische Deutung der Prinzipalien der Johanneskirche

von Pastorin Mareike Nix

Wandbild mit Kreuz

Zentral im Raum sehen wir das neue Wandbild mit Kreuz. Das Kreuz steht für das Fundament des Glaubens. Das Wandbild drum herum ist von Eberhard Münch und seiner Frau gestaltet worden.

Vieles von dem, was der Künstler theologisch in dem Wandbild umgesetzt hat, findet sich im Epheserbrief beschrieben. Da heißt es: „So seid ihr nun nicht mehr Fremde und Heimatlose, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, erbaut auf dem Fundament der Apostel und Propheten, dessen Eckstein Christus Jesus ist, in welchem der ganze Bau zusammengehalten wird.“ (Eph 2,19-21)

Jesus Christus ist der Eckstein. Er ist das Zentrum. So auch in diesem Wandbild. Das Kreuz erinnert an Jesus Christus. An sei-nen Tod und viel wichtiger an die Auferstehung am dritten Tage. Das Kreuz ist geschwungen. Leicht. Lebendig. Denn Jesus bringt Leichtigkeit in unser Leben. Was uns belastet und bedrückt nimmt er von unseren Schultern.

Vom unteren Bildrand bis nach oben sehen wir Spuren. Sie heben sich ab, von der Wand. Sie sind kantig und plastisch. Sie zei-gen das Leben von Anbeginn über den Tod durchs Kreuz hin zur Auferstehung. Deshalb hören die Spuren offen mit der Raumhöhe auf. Sie zeigen das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Sie erinnern an eigene Lebensspuren, aber auch an Vorbilder des Glaubens, also an das „Fundament der Apostel und Propheten“.

Neben Kreuz und Lebensspuren sehen wir verschiedene Farbelemente. Da ist zunächst die rot orange Flamme, die neben dem Kreuz züngelt. Sie erinnert an unser methodistisches Logo. Auch hier ist die brennende Flamme zu sehen. Die Flamme steht für den Geist Gottes, der in jeder und jedem von uns wirkt und wohnt, wie es der Epheserbrief beschreibt: So werdet ihr zum heili-gen Tempel auferbaut. Zur Wohnung des Geist Gottes. Oder mit Worten der Basisbibel: Weil ihr zum Herrn gehört, werdet auch ihr als Bausteine in diesen Tempel eingefügt. Gott wohnt darin durch den Heiligen Geist.

Gott nimmt bei uns Wohnung. Das ist für die damalige Zeit eine Sensation. Gott ist nicht mehr nur in einem Tempel in Jerusalem zu finden, sondern durch Christus und die Geistkraft kommt er zu den Menschen. Ist nahe. Zieht bei Ihnen ein.

Diese frohe Botschaft in die Welt zu tragen ist unsere Aufgabe als Christinnen und Christen: Und das wiederum wird in dem blauen Bogen deutlich. Er steht für den Erdkreis. Die Wasser, die die Welt beschreiben und alles umspannen und im Fluss halten.

Und schließlich sieht man bei näherer Betrachtung immer wieder „Engelsflügelschläge“. Im Epheserbrief heißt es: „So seid ihr nun nicht mehr Fremde und Heimatlose, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.“

Natürlich könnten mit den Heiligen zunächst die Gläubigen selbst gemeint sein, doch wahrscheinlicher ist, dass in diesem Zu-sammenhang des Epheserbriefes die himmlischen Heiligen, also die Engel, gemeint sind. Christus öffnet bewusst die Gemein-schaft mit dem Himmel – zu den Engeln und zu Gott. Das heißt, wenn wir Gottesdienst feiern, stimmen wir mit den Psalmen, Hymnen und geistlichen Liedern praktisch in die himmlische Liturgie der Engel vor Gottes Thron ein. Gleichzeitig sind wir mit Gott auf Du-und-Du. Deshalb sind wir Mitglieder von Gottes Hausgemeinschaft.

Abendmahlstisch und Kanzel

Diese besondere Gemeinschaft spiegelt sich im zweiten Element unseres Gottesdienstraumes wider: Der Abendmahlstisch. Er wurde von Martin Schäffer gestaltet.

Das Vorbild für diesen Abendmahlstisch ist ein Esstisch, denn genau dieses Verständnis steckt bei uns Methodisten hinter dem Abendmahlstisch. Es ist eben kein Altar. Es steht in keinem heiligen Bereich, der nur von Ausgewählten betreten werden darf. Jede und jeder ist eingeladen am Tisch des Herrn Platz zu nehmen. Brot und Wein zu teilen, wenn wir Abendmahl feiern.

Der Spalt im Tisch macht das sichtbar: als Jesus an Karfreitag stirbt, heißt es im Matthäusevangelium (Mt 27, 50-51): „In die-sem Moment zerriss der Vorhang im Tempel von oben bis unten in zwei Teile.“ (BB)

Das heißt der Vorhang, der das Allerheiligste abschirmt, ist jetzt offen. Zuvor durfte nur der Hohepriester hinter diesen Vor-hang treten, um Rituale durchzuführen. Alle anderen waren außen vor. Doch jetzt ist der Zugang offen für alle. Der Vorhang ist gerissen: Jesus Christus öffnet den Blick. Er lädt alle ein an seinen Tisch Platz zu nehmen.

Und diese Öffnung gilt natürlich auch für die frohe Botschaft, das Evangelium. Diese Botschaft geht an alle. Sie ist im Fluss – auch daran erinnert der Spalt: keiner ist mehr fremd. Alle sind Mitglieder von Gottes Hausgemeinschaft. Und alle sollen es verkündigen. Alle sind lebendige Bausteine in Gottes Haus. Deshalb ist diese Öffnung auch an der neuen Kanzel zu sehen.

In der methodistischen Kirche sind wir stolz auf unsere Laienprediger*innen. Das Predigen ist nicht nur Sache der Hauptamtli-chen. Jeder Christ ist Verkündiger*in. Entweder als Laienpredigerin von der Kanzel oder in der Arbeit oder im Freundeskreis. Überall ist es möglich Gottes frohe Botschaft zu erzählen. In Worten und in Musik. Mit Liedern und Texten.

Das zeigen auch nochmals die Spuren des Wandbildes. Die Spuren kommen und gehen in zwei Richtungen: zur Musik (also zur Band) und zum Wort (also zur Kanzel). Durch beides wird das Evangelium verkündet. So wird deutlich, dass Kirche viel mehr als ein Gebäude ist.

Die Kirche sind wir Menschen und das bereits seit vielen Generationen. Frühere Generationen haben die ersten Steine hier gesetzt. Eine Kirche gebaut in Echterdingen. Immer wieder gab es Umbauten und Veränderungen. Am Bauwerk und in der Ge-meinde. Menschen sind gegangen oder verstorben. Neue wurden geboren und sind hinzugekommen. Jede Generation hat wie-der neue Schwerpunkte gesetzt. Es ist schön, dass wir bei unserer Sanierung dieses alte im Neuen bewahrt haben. Die Bunt-glasfenster stehen dafür: unsere Vorväter und -mütter haben viel Geld investiert, um diese Fenster zu stiften. Wir haben sie erhalten und so erstrahlen sie nun in neuen Glanz. Auf den Fenstern entdecken wir ähnliche theologische Motive wie im Wand-bild: Die Flamme, das Wasser, das Christuszeichen. Das Lamm Gottes.

Es zeigt, dass die früheren Generationen auf das gleiche Fundament gebaut haben, wie wir: auf Christus. Denn „Jesus Christus bleibt der Eckstein, der dem ganzen Gebäude die Ausrichtung gibt.“

Daran wollen wir uns weiterhin orientieren. Lasst uns dieses Gebäude mit Leben füllen. Lasst uns als lebendige Steine in Kir-che, Stadt und Land wirken und uns einbringen. Möge Gott seinen Segen dazu geben und uns darin leiten.